Von der Idee bis zur Umsetzung vergingen im Jahr 2000 nicht einmal zehn Monate. Jetzt feiert die Streuobstwiese am südlichen Ende der Rastatter Siedlung bereits ihr 25-jähriges Bestehen. Initiator Pierre Fingermann blickt dankbar zurück.
„Ich kann mich noch sehr genau an den Anruf von Thomas Semmelmann vom Amt für Ökologie und Grün der Stadt Rastatt erinnern“, sagt Pierre Fingermann (80). Die Idee, eine Streuobstwiese anzulegen, verband die beiden schnell. Schon wenige Tage später fand Anfang Februar eine erste Besichtigung des Geländes statt. Die Gemeinschaft der Siedler und Wohneigentümer Rastatt-Münchfeld, die die Anlage von Beginn an pflegt, stimmte in einer Vorstandssitzung dem Vorschlag zu. Da die beste Pflanzzeit aber im Herbst ist, machten sich erst Mitte November 18 Männer ausgerüstet mit Schaufel, Minibagger und Radlager ans Werk. Zuvor hatten sie das rund 100 mal 100 Meter große Gelände vermessen und die Pflanzstellen mit Pfählen markiert.

„Zu Beginn haben wir 66 Bäume gepflanzt“, erinnert sich Pierre Fingermann. Neben 24 Apfelbäumen waren dies Birn- und Zwetschgenbäume, Kirsch- und Mirabellenbäume und acht Quittenbäume. Zudem wurden einige Walnussbäume und verschiedene Sträucher wie Vogelbeeren und Holunder gepflanzt. „Die meisten Bäume sind schnell angewachsen, so dass wir bald den ersten Ertrag hatten“, sagt Pierre Fingermann. Heute veranstaltet die Gemeinschaft der Siedler- und Wohneigentümer Rastatt-Münchfeld jedes Jahr Ende September ihr Apfelsaftpressen. Die Vorschüler des Kindergartens St. Franziskus und die Zweitklässler der Carl-Schurz-Schule erfahren dann, wie aus den Äpfeln leckerer Apfelsaft entsteht. Pierre Fingermann ist auch heute noch gerne bei der beliebten Aktion mit dabei. Mit großer Begeisterung bringt er den Kindern seine Liebe zur Natur näher.
Mehr als 20 Jahre hat sich Pierre Fingermann um die Streuobstwiese gekümmert und dabei viele Ideen umgesetzt. So wurde das Gelände 2007 um zwei Wildgrasbeete und 2009 um ein großes Wildbienen- und Insektenhotel erweitert. Im selben Jahr wurde ein Storchennestbaum aufgestellt. Der Wunsch von Initiator Fingermann, dass hier einmal Jungstörche das Licht der Welt erblicken, hat sich bis heute leider nicht erfüllt. Dafür ist die Streuobstwiese heute Lebensraum für verschiedene Tiere. Rehe verstecken hier im Frühjahr ihre Kitze. „Deshalb wird die Wiese meist erst im Sommer zum ersten Mal gemäht“, sagt Pierre Fingermann. Für Igel wurden von den Siedlerkindern Unterschlüpfe gebaut, viele Nistkästen dienen verschiedenen Vögeln als Zuhause und Insekten fühlen sich hier ebenso wohl wie verschiedene Amphibien. Mit viel Arbeitseinsatz hat Pierre Fingermann im Jahr 2009 eine rund zehn Meter lange Trockenmauer erstellt. Die vielen Gänge und Höhlen wurden schnell zu einem artenreichen Lebensraum für verschiedene Tiere. Im selben Jahr fertigenten Teilnehmer des trinationalen Naturschutz Jugendcamps der Stadt Rastatt ein zweites Wildbienen- und Insektenhotel. „Wir haben uns mit den Jugendlichen aus England und Italien mit Händen und Füßen verständigt und hatte richtig viel Spaß“, erinnert sich Pierre Fingermann.
In Erinnerung bleibt ihm die 72-Stunden-Aktion, bei der neben der Streuobstwiese ein Biotop angelegt wurde. „Wir haben damit ein Refugium geschaffen, dass heute vielen Tieren als Heimat dient“, sagt Pierre Fingermann. Zudem finden auf der Streuobstwiese regelmäßig Schnittkurse statt. Zum einen, um die verschiedenen Obstbäume zu pflegen und zum anderen, um das Wissen des richtigen Schnitts weiterzugeben. Die Gemeinschaft der Siedler und Wohneigentümer Rastatt Münchfeld feiert das Jubiläum „25 Jahre“ Streuobstwiese am Samstag, 27. September, mit ihrem diesjährigen Apfelsaftpressen. DAb 14 Uhr sind alle Siedlerkinder eingeladen, Äpfel zu sammeln, diese zu schneiden und zu waschen und anschließend mit einer Handpresse leckeren Apfelsaft zu pressen.
Viele der Obstbäume, die heute auf der Streuobstwiese zu finden sind, sind noch aus der ersten Anpflanzung und tragen seit Jahren zu einer guten Ernte bei. Regelmäßig werden neue Bäum nachgepflanzt. So findet man hier heute unter anderem eine ganz besondere Apfelsorte aus Niederbühl. Pierre Fingermann schaut immer mal wieder auf der Streuobstwiese vorbei und ist dankbar für das, was hier in den letzten 25 Jahren entstanden ist.








