Viele positive Überraschungen erlebte die Fachjury der Siedlergemeinschaft Rastatt-Münchfeld, die in diesem Jahr die schönsten Gärten im Rastatter Münchfeld und der Siedlung bewertet. Insgesamt werden an zwei Tagen mehr als 130 Gärten besucht, von denen sich einige als ein wahres Kleinod herausstellen.
„Ich bin immer wieder begeistert zu sehen, wie viel Mühe sich die Besitzer geben, um ihren Garten zu pflegen“, sagt Jurorin Angelika Reuter. Gerade ältere Menschen stecken viel Herzblut in den eigenen Garten. So wie Hedwig und Walter Bonkosch in der Lechstraße. Derzeit gleicht ihr Garten einem Obst- und Gemüseparadies. Da gibt es Himbeeren zu naschen, während die Brombeeren gerade dabei sind eine dunkle Farbe anzunehmen. Die Kartoffeln sind in den letzten Wochen gut gewachsen, Zucchini können täglich frisch geerntet werden und auch der Kohlrabi sieht sehr gut aus. Paprika und Aubergine brauchen ebenso wie die Tomaten noch ein paar Wochen. „Auf die Tomaten freue ich mich bereits sehr“, sagt Hedwig Bonkosch.
Ihr Mann Walter steht jeden Tag früh auf, um alles zu gießen. „Um 5:30 Uhr ist es noch schon kühl“, sagt der Rentner und freut sich, dass die ganze Familie vom bunten Gemüsegarten profitiert. Die Kinder bekommen Himbeermarmelade und jede Menge Salat. „Immer fein gesäubert“, lacht Hedwig Bonkosch und berichtet, dass jedes Jahr bereits im Januar mit dem Ziehen der verschiedenen Gemüsesorten begonnen wird. Im März dann geht Walter Bonkosch mit einer Fräse durch die verschiedenen Beete, bevor wenig später die ersten Pflänzchen gesetzt werden. „So wie hier stelle ich mir viele Siedlergärten vor 40 oder 50 Jahren vor“, sagt Angelika Reuter. Gleichzeitig bedauert sie, dass immer weniger Menschen Gemüse und Obst selbst anbauen. Oft sei dies zu viel Arbeit, die sich am Ende aber vor allem im Geschmack lohne. Dass können Hedwig und Walter Bonkosch nur bestätigten.
Bei der Bewertung der verschiedenen Gärten sind Gärtnermeisterin Angelika Reuter und Sven Görlitz, Gartenberater beim Verband Wohneigentum Baden-Württemberg, vor allem die Punkte Ökologie und Klimaschutz wichtig. „War früher die exakt geschnittene Rasenkante wichtig, freuen wir uns heute über naturnahe Gärten mit einer hohen Aufenthaltsqualität“, berichtet Sven Görlitz. Für ihn sollen Gärten lebendig und abwechslungsreich gestaltet sein. Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten bringen deshalb ebenso Punkte wie eine nachbarschaftliche Grenzgestaltung oder kreative Gestaltungsideen. Dafür finden sich in Rastatts Süden immer wieder zahlreiche Beispiele. So haben einige Grundstückbesitzer einen Naturteich angelegt oder besondere Ecken gestaltet, in denen es sich auch an heißen Tagen gut aushalten lässt. Weitere Punkte der Fachjury gibt es für die Regenwassernutzung oder blühende Pflanzen und Stauden. „Manchmal finden wir kleine Biotope, was uns natürlich sehr freut“, sagt Sven Görlitz. Gleichzeitig unterstreicht er, dass immer mehr Gartenbesitzer andere Prioritäten setzen. „Manche wissen gar nicht, welchen Schatz sie hier haben“, sagte Sven Görlitz.
Ganz anders Hubert Libor. Sein Garten in der Stadionstraße gefällt der Jury besonders gut. Kein Wunder: Hier gibt es verschiedene Aufenthaltsbereiche im Schatten, da werden Tomaten gezüchtet und es gibt jede Menge blühende Pflanzen zu sehen. „Der Garten ist im Sommer mein Wohnzimmer“, sagt Hubert Libor und kommt ins Fachgespräch mit Sven Görlitz. Der bestaunt den saftig grünen Rasen. Hubert Libor erzählt sein Geheimnis dazu: „Zwei Mal pro Woche mähe ich, aber nur einmal pro Woche wird gewässert“, sagt er. Dann aber richtig, rund 30 Minuten oder ein Schnapsglas voll Wasser pro Bereich“. Das Ganze dauert dann rund drei Stunden. Alle zwei Monate wird zudem gedüngt. „Ich fühle mich hier richtig wohl“, fasst Hubert Libor zusammen.
„Ich finde es toll, wenn Menschen sich Gedanken darüber machen, wie sie ihren Garten umweltgerecht und lebenswert gestaltet“, sagt Sven Görlitz und betont, dass es gerade an heißen Tagen im Garten oft einige Grad kühler ist.
In der Rastatter Siedlung und dem Münchfeld werden die schönsten Gärten mit Stadt- und Gemeinschaftspreisen ausgezeichnet, die bei der am 10. Oktober geplanten Erntedankfeier übergeben werden. Welche Gärten in diesem Jahr am meisten Punkte erreicht haben, bleibt bis dahin ein gut gehütetes Geheimnis.