Manchmal muss die Fachjury ganz genau hinschauen. „Oftmals entdeckt man das ein oder andere Kleinod erst auf den zweiten Blick“, weiß Sven Görlitz. Gemeinsam mit Angelika Reuter und Hans-Jürgen Klenk hat er sich in dieser Woche mehr als 100 Gärten in der Rastatter Siedlung und dem Münchfeld sowie im Stadtteil Rheinau-West angeschaut.
Die beiden Gemeinschaft der Siedler und Wohneigentümer Rastatt-Münchfeld und Rheinau West / Brufert sind die einzigen in Baden-Württemberg, die einen jährlichen Gartenwettbewerb durchführen. Und der hat eine lagen Tradition. Seit rund 50 Jahren werden die Gärten einmal im Jahr angeschaut. Dabei hat Gartenfachberater Sven Görlitz für die Bewohner immer wieder den ein oder anderen Tipp parat. Viele freuen sich auf den Besuch der Jury: „Ich finde es toll, dass eine solche Tradition aufrechterhalten wird“, sagt Klaus Bollian, der die Jury am Mittwochmorgen in seinem Garten in der Sudentenstraße empfängt. Hier baut er Gemüse an, es gibt eine kleine Hütte und einen Wohngarten. „Eine schöne Kombination“, findet Sven Görlitz.
Hans-Jürgen Klenk achtet bei seiner Bewertung vor allem darauf, ob erneuerbare Energien genutzt werden und ob eine unnötig starke Versiegelung vermieden wird. Schottergärten, wie sie ab und an zu finden sind, fallen bei der Fachjury durch. „Es geht nicht darum, dass die Rasenkante besonders akkurat geschnitten ist. Vielmehr achten wir darauf, dass Leben im Garten herrscht“. Hans-Jürgen Klenk freut sich, dass viele Eigentümer ihre Gärten mit viel Liebe zum Detail pflegen. „Das wollen wir honorieren“, sagt er und fügt hinzu, dass der Anbau von Gemüse und Obst nach seiner Einschätzung in den letzten Jahren zugenommen hat. So können in vielen Gärten Himbeeren oder Erdbeeren genascht werden, während an anderer Stelle bereits die Tomaten und Gurken wachsen.
„Es wird wieder mehr Gemüse angebaut“, so auch der Eindruck von Angelika Reuter. Sie bedauert, dass in vielen Gärten große, schattenspende Bäume fehlen. Müssen diese einmal gefällt werden, werden sie oft nicht ersetzt. Das wäre gerade in der aktuellen Jahreszeit mit wenig Regen und hohen Temperaturen wichtig. „Wir freuen uns, dass viele Mitglieder in ihre Gärten viel Zeit und auch Geld investieren“, so Angelika Reuter. Dabei verändern sich viele Gärten im Laufe der Jahre. „Viele passen den Garten an die Möglichkeiten, die sie im Alter haben, an“, weiß Sven Görlitz.
Am Mittwochmorgen machte sich Bürgermeister Raphael Knoth ein Bild verschiedener Gärten in der Rastatter Siedlung. Er berichtete vom ökologischen und klimatologischen Nutzen von Privatgärten in Städten wie Rastatt. „Es ist gut, dass ein zunehmend großer Teil der Gartenbesitzer sich dieser Verantwortung bewusst ist und beispielsweise Steingärten entsiegelt und neue Bäume pflanzt“, so Raphael Knoth. Das sieht auch Sven Görlitz so: „Grünpflanzen bringen Kühle in die Wohngebiete. Deshalb sind sie für ein gutes Klima besonders wichtig“. Durch Steingärten werden nicht nur die gefühlten Temperaturen steigen, sondern auch die Artenvielfalt sinken. Vielen ist dieser doppelt negative Effekt nicht bewusst. Wer mehr auf einen natürlichen Garten mit Sträuchern und Bäumen setzt, kann sich aktuell zudem über einen weiteren positiven Nebeneffekt freuen: Denn Himbeer- oder Brombeersträucher laden gerade dazu ein, dass man ihre Leckereien im Sommer naschen kann.
Die diesjährige Preisverleihung findet im Rahmen der Erntedankfeier am Freitag, 29. September im Pfarrsaal von Herz Jesu statt. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen.