„Das Wetter der letzten Wochen hat der Natur gutgetan“, sagt Sven Görlitz, Gartenfachberater des Verbandes Wohneigentum Baden-Württemberg. Gemeinsam mit Gärtnermeisterin Angelika Reuter und Hans-Jürgen Klenk bildet er die Jury für den Gartenwettbewerb, den die Gemeinschaft der Siedler und Wohneigentümer Rastatt-Münchfeld gestern und heute in Rastatts Süden veranstaltet. Dabei haben die drei zahlreiche tolle Gärten gesehen: „Die Eindrücke sind bunt und vielfältig“, sagt Angelika Reuter und fügt hinzu, dass man gleichzeitig gut sieht, wie sich die Gärten und damit die gesamte Siedlung verändern.
Besonders auffällig ist in diesem Jahr, dass alles blüht und sich der Rasen in oft perfektem grün präsentiert. Während vielen der Regen im April und Mai wenig Freude beschert hat, freuen sich die Gartenbesitzer. Schlecht war das Wetter dagegen für alle, die einen Nutzgarten pflegen. „Für Gemüse war es zu kalt und zu feucht“, sagt Sven Görlitz. Gleichzeitig haben viele Gartenfreunde aktuell mit einer Schneckenplage zu kämpfen. Oft wurde hier in einer Nacht das komplett frisch bepflanze Beet zerstört.
Hans-Jürgen Klenk, der die Gartenbegehung seit vielen Jahren begleitet, berichtet, dass sich in den letzten Jahren in der Rastatter Siedlung die Altersstruktur merklich geändert hat. „Die richtigen Gartenenthusiasten, die ihren Garten mit viel Liebe zum Detail pflegen, werden weniger“, sagt er. Gleichzeitig werden viele Häuser von jungen Familien, oft mit Kindern, gekauft und renoviert. Der Garten ändert sich dann, was nicht zum Nachteil sein muss. „Wir lieben belebte Gärten. Sie sind ein Ort, an dem sich die Menschen wohlfühlen sollen. Da ist die perfekt geschnittene Rasenkante nicht wichtig“, sagt Sven Görlitz. Auch bei der Bewertung macht sich das bemerkbar. Unter anderem gibt es für eine hohen Aufenthaltsqualität, bunte Sträucher und Wildbienenhotels Punkte. Aber auch Sitzgelegenheiten oder kreative Ideen wie bunt bemalte Holztafeln honoriert die Jury. „Im Bereich der Ökologie und des Kilmaschutzes vergeben wir Punkte unter anderem für die Regenwassernutzung, blühende Pflanzen und Stauden und für kleine Biotope“, berichtet Hans-Jürgen Klenk.
Rastatts Bürgermeister Raphael Knoth, der die Gartenbegehung am gestrigen Dienstag begleitete, hob den positiven Klimaeffekt von Gärten hervor. „Gerade in besonders heißen Sommer merkt man, dass es in einem schönen Garten dennoch angenehm und deutlich kühler ist“, sagt er. Deshalb ist es wichtig, dass passende Bäume als Schattenspender gepflanzt werden. Auch diesen Aspekt honorieren die Jurymitglieder mit zusätzlichen Punkten.
Von den Mitgliedern der Siedlergemeinschaft Rastatt-Münchfeld wird die Fachjury oft schon erwartet und freudig begrüßt. Ein kurzer Plausch, der sich manchmal zu einem Fachgespräch entwickelt, gehört einfach dazu. Gerne bieten die Gartenbesitzer auch einen Kaffee an, doch den müssen Angelika Reuter, Sven Görlitz und Hans Jürgen Klenk zum eigenen Bedauern ablehnen. Denn die drei haben viel zu tun. Mehr als 150 Gärten stehen auf ihrer Liste. Mit dabei so manches Kleinod, wie der stellvertretende Gemeinschaftsleiter Dirk Jacob berichtet: „Es ist toll zu sehen, mit wie viel Liebe die Gärten in unserer Siedlung gepflegt werden“, sagt er und dank gleichzeitig der Fachjury für ihre Arbeit. Für die ist das Gesamtpaket wichtig. „Jeder Garten hat seine ganz eigene Charakteristik. Wir schauen deshalb, wie der Garten genutzt wird und geben gerne auch die ein oder andere Anregung“, sagt Sven Görlitz. Denn viele Gartenbesitzer haben an die Fachjury auch gleich verschiedene Fragen. Da geht es um den richtigen Dünger oder den richtigen Schnitt. Meist kann Sven Görlitz sofort helfen.
In der Rastatter Siedlung und dem Münchfeld werden die schönsten Gärten mit Stadt- und Gemeinschaftspreisen ausgezeichnet. Traditionell geschieht dies bei einer bunt gestalteten Erntedankfeier im Gemeindezentrum Herz Jesu, die in diesem Jahr am 11. Oktober geplant ist. Bis dahin bleibt es ein gut gehütetes Geheimnis, welcher Garten in diesem Jahr die meisten Punkte bekommen hat und sich so über eine entsprechende Anerkennung freuen kann.
Text und Fotos: Stephan Friedrich